Agoraphobie mit Panikstörung
Menschen, die an einer Agoraphobie leiden, haben in der Regel Angst vor großen Menschenansammlungen, weiten Plätzen und beengten Räumen, aus denen man nicht schnell genug flüchten kann. Würde es zu einer Panikattacke kommen, könnte es die Umwelt bemerken, man würde sich blamieren.
Die Folge ist, dass das schützende Zuhause nicht gerne verlassen wird, was zu einem gefürchteten Teufelskreis führen kann. Man zieht sich immer weiter in sein Schneckenhaus zurück.
Hält dieser Zustand an, sind die Betroffenen oft völlig isoliert. Freunde wenden sich ab, der Erkrankte wird depressiv und die Symptome verschlimmern sich. Auch Therapiegänge gestalten sich schwierig, da sie oft nicht in unmittelbarer Nähe stattfinden und es viele Hindernisse auf dem Weg da hin geben kann. In schlimmen Fällen endet jeder Besuch im Supermarkt mit einer Panikattacke, und die Angst wächst mehr und mehr.
Sylvia G. aus Bensheim:
„ Eines Tages war ich mit meinen Kindern unterwegs in der Stadt. Da ich den Kinderwagen dabei hatte, mussten wir in einem Warenhaus den Fahrstuhl benutzen. Damit hatte ich früher nie Probleme. Doch als sich die Tür schloss, bemerkte ich plötzlich dass ich keine Luft mehr bekam. Mein Herz fing an zu rasen. Mir war heiß und kalt. Ich war voller Panik.
Dieser Vorfall beschäftigte mich rund um die Uhr, und als ich am darauf folgenden Wochenende mit meinem Mann im Kino war, geschah es wieder. Ich hielt es nicht mehr aus und musste gehen.
Ab diesem Tag traute ich mich kaum noch aus dem Haus. Meine Schwiegermutter musste meine Kinder in den Kindergarten bringen. Einkaufen musste mein Mann. Ich wusste nicht, was ich tun sollte und bestellte den Hausarzt zu mir nach Hause. Für ihn war schnell klar, dass ich unter einer Panikstörung bzw. einer Agoraphobie litt, doch anstatt mich an einen Therapeuten zu überweisen, verschrieb er mir ein Beruhigungsmittel.
Die Tabletten wirkten, und ich fing wieder an mich um meine Kinder zu kümmern. Wenn ich aus dem Haus musste, nahm ich das Medikament. Doch mein Hausarzt meinte, er könne sie mir nicht immer verschreiben, das wäre nicht gut. Zu diesem Zeitpunkt war ich aber schon abhängig, zumindest psychisch.
Als mein Mann mich eines Morgens weinend am Boden fand, brachte er mich, ohne lange zu überlegen, in eine Klinik. Ich schlich langsam das Beruhigungsmittel aus und begann eine Konfrontationstherapie.
Die ersten Tage waren sehr hart, aber ich nahm all meine Kraft zusammen, weil ich wieder zu meiner Familie wollte. Ganz ohne Psychopharmaka bekam ich es in den Griff. Nach sechs Wochen wurde ich entlassen. Hätte mein Arzt mich gleich zu einem Spezialisten überwiesen, wäre es gar nicht soweit gekommen
Ich begann auf meine Bedürfnisse zu achten, nahm mir Zeit für mich. Ab und zu lässt die Angst sich wieder mal blicken, aber ich lasse mich nicht mehr einschüchtern und habe bisher nie wieder die Kontrolle über mich verloren!“